Die St. Georgskirche ist die Pfarrkirche der Kirchengemeinde St. Georg mit 6000 Gemeindemitgliedern in Ulm. Sie ist ein später Kirchenbau der Neugotik und wurde als Garnisonskirche für die katholischen Soldaten von Ulm in den Jahren 1902 – 1904 erbaut. Bedeutende Kunstwerke der Spätgotik sind Vorbilder für das Bauwerk, die Skulpturen und die Malerei der Kirche. Die bedenkenlose Vernichtung neugotischer Kunst in zahlreichen anderen Bauwerken und die originalgetreue Restaurierung haben die Bedeutung der Kirche als Gesamtkunstwerk noch gesteigert. Die Kirche hat aus diesem Grund einen besonderen Seltenheitswert und wurde auf Antrag des Landesdenkmalamts als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung in das Denkmalbuch eingetragen.

Bau der Kirche

Die St. Georgskirche wurde (1902 – 1904) als Garnisonskirche für die katholischen Soldaten der bedeutenden Garnisonsstadt Ulm im neugotischen Baustil erbaut. Bauherr war das Deutsche Reich. Da der katholische Bevölkerungsanteil der Stadt Ulm sehr rasch zunahm, wurde die Kirche schon bald auch von einer Zivilgemeinde mitbenutzt.

1920 wurde die zivile Stadtpfarrei St. Georg errichtet. Seit 1945 gibt es keine Militärgemeinde mehr. 1962 ging die Kirche in das Eigentum der Kirchengemeinde St. Georg über.

Der Baumeister

Baumeister der Kirche war Max Meckel (1847-1910) aus Freiburg. Er war Schüler von Vincenz Statz, einem Vorkämpfer für die Wiedererweckung mittelalterlicher gotischer Kunstformen um die Mitte des 19. Jahrhunderts.

In der Garnisonskirche von Ulm, Meckels letztem, zusammen mit seinem Sohn Carl Anton Meckel verwirklichten Hauptwerk, griff er auf die Formen der deutschen Spätgotik zurück, verband diese aber mit eigenen und zeitgenössischen Vorstellungen.

Die Künstler

  • Die Steinfiguren des Hauptportals und die Holzskulpturen der Altäre stammen aus der Werkstatt J. Rotermund in Nürnberg.
  • Die Flügelgemälde des Hochaltars malte Fr. Schilling aus Freiburg.
  • Die Ausmalung des Kirchenraumes ist von R. Nachbaur aus Stuttgart.
  • Die Farbfenster stammen von Linnemann aus Frankfurt bzw. Zettler aus München.

Kircheninneres

Das Schiff von St.Georg ist als dreischiffige Basilika ausgeführt. Das Mittelschiff ist ungewöhnlich breit, die Seitenschiffe dagegen sehr schmal.

Wesentliche Aspekte ihrer einstigen Funktion als Garnisonskirche vermittelt noch heute das Bildprogramm an der Decke im Mittelschiff. Zwei stilisierte Eichbäume, „Sinnbild deutscher Treue“, in deren Laub sich die Wappen der deutschen Bundesstaaten (nach 1871) reihen, durchlaufen den Gewölbescheitel.

An den Hochschiffwänden sind in jedem Gewölbejoch die großen Figuren eines Apostels und eines Propheten gegenübergestellt. Spruchbänder zu Häupten der Apostel enthalten den Text des Glaubensbekenntnisses und den Propheten wurden entsprechende Textstellen aus dem alten Testament zugeordnet.

Die Chorbogenwand, im Angesicht der Soldaten, zeigt das Jüngste Gericht: Oben Christus als Weltenrichter, links Maria, rechts Johannes der Täufer. Sie stehen für die fürbittende Menschheit. Darunter verweisen die Standfiguren der 14 Nothelfer auf Trost und Stärke in schweren Stunden.

Hochaltar

Der Hochaltar wurde nach dem Vorbild der spätgotischen Flügelaltäre gestaltet. Das Haupt des Gekreuzigten ist dem Kruzifixus von Veit Stoß in St. Sebalt zu Nürnberg verwandt. Die schmerzhafte Mutter Maria (links) stimmt mit der Blutenburger Madonna (Umkreis Erasmus Grasser) überein.

Für die Johannesfigur (rechts) findet sich in Blutenburg kein unmittelbares Vorbild. Detailähnlichkeiten könnten jedoch auch auf Erasmus Grasser verweisen. Cherubinen links und rechts weisen auf das Opfer von Golgotha hin. An den Kreuzenden sind die Symbole der vier Evangelisten. Im Innern des Schreins befinden sich geschnitzte Darstellungen. Es sind die Nachbildungen der berühmten Kreuzwegstationen von Adam Kraft in Nürnberg, geschaffen für den Weg zum Johannesfriedhof.

Links die Kreuztragung Christi in Verbindung mit der Darreichung des Schweißtuchs durch Veronika. Rechts die Grablegung Christi. Die vier Gemälde auf den Flügeln zeigen Christus am Ölberg, Christus vor Pilatus, die Dornenkrönung und die Auferstehung. Vorbilder hierfür waren wohl Kupferstiche von Martin Schongauer, die schon in spätgotischer Zeit oft als Vorlagen für Altargemälde dienten.

Seitenaltäre

Die Marienfigur am linken Seitenaltar ist der Maria des Bordesholmer Altars von Hans Brüggemann im Dom zu Schleswig nachempfunden.

Am rechten Seitenaltar ist St.Georg, der Patron der Kirche, in goldstrahlender Rüstung als jugendlicher Held dargestellt. Für ihn steht das Original in Nördlingen

Renovierungen

In den langen Jahrzehnten völliger Ablehnung des neugotischen Baustils wurde die Kirche nie verändert. Es erfolgten nur die notwendigsten Erhaltungsmaßnahmen. So blieb die Kirche in einmaliger Einheitlichkeit unangetastet.

Bei der Renovierung in den Jahren 1977/1983 und 1993/1995 unter der Leitung von Architekt Peter Geyer aus Ulm, begleitet vom baden-württembergischen Landesdenkmalamt, blieb das gesamte Innen- und Außenbild der Kirche nahezu ungeschmälert erhalten.

Die Restaurierung beschränkte sich auf Auffrischung, Instandsetzung und Wiederherstellungen. Durch den Einbau einer Altarinsel vor dem Chorbogen wurde den liturgischen Erfordernissen Rechnung getragen.

Außenbau

Hauptbaumaterial für die Kirche sind Handstrichbacksteine mit weißer Ausfugung. Außerdem wurde Kunststein, Vogesensandstein und Schnaitheimer Kalkstein verwendet. Das Maßwerk der Fenster ist aus rheinischem Tuffstein.

Das mit Kirchenbibern gedeckte Dach hat eine Höhe von 38 Metern. Das Chor-, das Hauptschiffdach und die kupfergedeckten Turmhelme haben gewaltige Eisenunterkonstruktionen.

Turmanlage als Wahrzeichen

Das Wahrzeichen der Kirche ist die eigenartige Turmanlage. Der Turm ist über die ganze Breite dem Mittelschiff vorgelagert. Mit seinen 86 Metern Gesamthöhe erreicht der Turm nahezu die Höhe der Chortürme des Ulmer Münsters.

Die Glocken

Drei Glocken hängen im 86 Meter hohen Turm der Georgskirche:

  • Glocke 1: Christus dem König geweiht (1650 kg)
  • Glocke 2: Marienglocke (1150 kg)
  • Glocke 3: St. Georgsglocke (750 kg)

Panorama­bilder

Innenansichten der Georgskirche als Panoramabilder finden Sie hier (externer Link):

Kirchenführer

Wenn Sie mehr über die St. Georgskirche wissen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Kirchenführer, den Sie am Schriftenstand erhalten.